4. Wissensarten: Know-where

Wiederholung Abbildung 2: Wissensarten

Beleuchtet man unter den Wissensarten das Know-where, denkt man oft spontan und als erstes an Wissen über politisch-geografische Einheiten, denkt an Staaten. Sie sind in den Medien vielfältig präsent, über sie wird berichtet, werden Filme gezeigt. Auf professioneller Ebene gut sichtbar ist die Exportorientierung Deutschlands, und privat reisen wir viel. So haben wir im großen Sammelbecken Know-where viel Wissen angehäuft.

Hinsichtlich der politisch geprägten Staaten ist die Welt hochorganisiert. Es sind aber auch weniger organisierte Einteilungen geläufig: zum Beispiel Kontinente, Landschaften, Anbaugebiete, Klimazonen, kulturelle Regionen. Weniger organisiert heißt auch weniger stark.  Will man mehr Stärke, muss man in Organisation investieren. Und diese Aktivitäten in die Öffentlichkeit bringen.

Übergeordnet würden wir in der Welt des Know-where von einer Einteilung in Gruppen sprechen. Wir gruppieren Materialien, wie Metall, Kunststoff, Energie; teilen Arbeitsprozesse ein in Handwerk, Industrie, Dienstleistung, Verwaltung. Gesundheit, Kunst, Politik und andere. In all diesen Gruppen, die sich auch als zunehmende Arbeitsteilung präsentieren, entsteht immer mehr und höhere Leistung und damit immer mehr Stärke. Bis zu einem gewissen Punkt, ab dem wir es gern übertreiben- und gleichzeitig nicht mehr voranschreiten. Dazu Näheres im Beitrag 5.

Hinsichtlich der oben genannten Welt der Staaten erleben wir zurzeit eine Art Revival. Die Einteilung ist in aller Munde. In friedlichen Zeiten und Regionen war als Nebenwirkung viel Offenheit entstanden. Da wir gegen Ende einer längeren Phase zur Übertreibung neigen, können sich auch Leistung und Stärke zum Nachteil ändern und sich Wünsche nach Korrektur aufdrängen. Wir müssen uns die Welt aber ohnehin bewegt vorstellen und mit solchen Veränderungen umgehen. In unserer begrenzten Lebenszeit des Einzelnen erleben wir etwa zwei bis drei profilierte Zeiten, müssen aber auch für eine eher ungewisse Zukunft vorsorgen. Da verschieben sich Profilspitzen.

In der Welt des Know-where, also auf der Suche nach neuem Wissen, sollten wir nicht von Verschiebungen in der Wichtigkeit, in den Prioritäten sprechen, sondern eine räumliche Abstufung  wählen. Dimensionen fallen nicht weg oder werden unwichtig, sondern sie finden sich differenziert eher „mehr im Vordergrund“ oder „mehr im Hintergrund“ (mehrfach abgestuft, denn sonst sieht es so aus, als könne es am Ende nur einen Gewinner geben). Dem wollen wir doch lieber keinen Vorschub leisten. Die Wortwahl entscheidet dabei mit über die Entwicklung.

Übrigens gibt es zwischen der Welt des Know-how und der Welt des Know-where einen interessanten Unterschied. In der Welt des Know-how sind ja die meisten von uns nur „User“, wir nutzen die Errungenschaften, ohne uns die Grundlagen aneignen zu müssen. Achten wir dann doch einmal auf die Grundlagen, könnte auffallen, dass diese vollgepackt sind mit Mathematik, mit verschiedenen Ebenen der Mathematik. Die Naturwissenschaftler haben viele Gesetze entschlüsselt und den Ingenieuren mit auf den Weg gegeben.

In der Welt des Know-where und ihrer Abbildung in Wissenschaft und Medien messen wir noch nicht, wir zählen nur. Wir zählen Material, wir zählen Geld, Umsatz, Einkommen, wir zählen Länder, wir zählen Menschen. Alles wichtig. Aber das Zählen ist von den Grundrechenarten abgedeckt. Kann aus „nur“ Gezähltem, kann aus den Grundrechenarten Inspiration und Innovation entstehen?

Im nächsten Beitrag geht es noch einmal um eine Variante des Know-where, um Spezialisierung. Spezialisierung ist ein Prinzip schon in der Natur. Im Zusammenleben von Menschen bleibt ein Faktor „Natur“ erhalten. Es kommt aber Menschen-Spezifisches hinzu, das es zu verstehen gilt, um damit umzugehen.

Dipl.-Psych. A. Ferstl-Schacht, Berlin

3. Wissensarten: Know-why

Hier geht es also um die Wissensart Know-why. Sie ist wie gesagt eine Art „schwarzes Schaf“ in der Familie der Wissensarten, steckt voller Spannungen. Sie erstreckt sich nämlich von am einen Ende „Voraussetzungen, Ursachen und Motivation“ bis zum anderen Ende „mögliche Folgen und ungewisse Zukunft“.

Ursachen sind aber häufig nicht sicher nachweisbar, jedenfalls nicht mit unseren aktuellen Methoden. Erkennbare Korrelationen gelten kritischen Geistern oft als Scheinkorrelationen und Koinzidenz.
Und Gespräche, Gesprächsanteile über Zukunft haben öfters eher den Charakter von Spekulationen als von vertrauenswürdigen Vorhersagen. Zukunftsforscher halten die großen Spannungen aus und arbeiten unverdrossen. Ob man ihnen glaubt oder glauben kann, hat viel mit Vertrauen und Mut zu tun, aber natürlich auch mit der Qualität der Arbeit an der Zukunft.
Überlegungen, der Zukunft auf die Spur zu kommen, haben wegen all der Ungewissheiten einen eher schlechten Ruf. Helmut Schmidts „deutliche Worte“ werden heute zwar seltener zitiert: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen!“ Gespräche mit visionären Anteilen werden aber auch nach Helmut Schmidt nicht dankbar aufgenommen.
Jedoch: mutige und gleichzeitig kluge Menschen diskutieren mit Vorsicht auch Themen innerhalb der Wissensart Know-why. Ich erinnere noch den Vortrag eines amerikanischen Wirtschaftswisssenschaftlers: Er benutzte, als es um Vorhersagen ging, wie selbstverständlich ein „Ich glaube…“. Ein Schock, ein No-go für die deutschen Wissenschaftler unter den Zuhörern. Heute ist man ein wenig großzügiger gegenüber noch fehlenden wissenschaftlichen Nachweisen.

Im nächsten Beitrag Näheres zur heute so zentralen Wissensart Know-where, als großer Erfolgsgarant der Vergangenheit, aber auch als Bremse auf dem Weg zu Schlüssel-Innovationen.

Dipl.-Psych. A. Ferstl-Schacht, Berlin

2. Wissensarten: Know-how

Abbildung 2: Wissensarten


Passend zu den Fragewörtern in Abbildung 1 habe ich in Abbildung 2 die Wissensarten aufgeführt, Sammelbecken für gefundene Antworten. Fachübergreifend. Antworten beim Fragewort „Wie“ würde man also im Know-how einordnen.
Mit der Form der Grafik lehne ich mich an die vertraute Form vom Kompass an. Der Raum, in dem wir uns beim fragenden Denken bewegen, ist groß, ist offen, dehnt sich aus – und erinnert damit auch an den uns vertrauten geografischen Raum, der Richtungen, Dimensionen und Ausdehnung aufweist.

Der „Kompass“ mit sechs Wissensarten plus Bildungseinrichtungen (im „Süden“ der Grafik) und Entscheidungen (im „Norden“ der Grafik) sind eine komplexe Thematik und lassen sich in einem Beitrag nicht annähernd umreißen. Heute zur bekanntesten und gebräuchlichsten Wissensart Know-how.

Die Popularität dieser Wissensart ist kein Wunder, denn mit der Industrialisierung beschleunigte sich die technische Entwicklung. Und diese Beschleunigung begann in Europa schon vor bald 300 Jahren. Heute sind Handwerker, Techniker, Ingenieure und Naturwissenschaftler im Know-how bewandert und zuständig. Baumärkte gaben ab 1960 Know-how und dazugehörige Produkte weiter und wurden seither zum EL Dorado des Know-how. Man sieht: Schlüsselwörter wie Know-how entstehen – und sie wandern, im Laufe der dazugehörigen Entwicklung, aus Fachöffentlichkeiten in private Öffentlichkeiten. 1950 ging der charmante Film How to Marry a Millionaire an den Start. Und heute sind Bücher, deren Titel mit How- to… beginnen, als Ratgeberliteratur zahlreich.

Im nächsten Beitrag richte ich den Scheinwerfer auf „das schwarze Schaf“ der Wissensarten, das Know-why.

Dipl.-Psych. A. Ferstl-Schacht, Berlin

1. Fragewörter und Text

Jeder denkt. Mehr oder weniger. Auf verschiedenen Gebieten in seinem Leben. Oft denken wir auch „nur“ mit anderen mit. Oder wir kopieren sie sogar. Wenn uns gefällt, was sie denken. Mein Blog, den ich gerade begonnen habe, möchte Sie dazu anregen, unser DENKEN zusätzlich zu reflektieren.Wer denkt, der fragt auch. Sich selbst oder andere, Spezialisten oder Laien für ein Thema. Deshalb habe ich in Abbildung 1 Fragewörter festgehalten. Es gibt ja viele Varianten von Fragewörtern. Die abgebildeten sehe ich als „die Eltern“ aller Fragewörter. Alle Varianten ergeben sich beim Kombinieren dieser Fragewörter. Wenn man sich den tieferen Sinn dieser 6 Fragewörter vergegenwärtigt, in welche Wissensgebiete sie führen, kann man die vielen Kombinationen überprüfen. 

Die Anordnung der Fragewörter habe ich an die Form der Uhr angelehnt. Eine zufällige Anordnung ist das nicht. Sie soll qualitativ signalisieren, dass unser fragendes Denken eine zeitliche Abfolge hat, „im Uhrzeigersinn“. Ich habe diese Abfolge in etlichen Einzelfällen erlebt. Systematisch erforscht ist das meines Wissens aber nicht.  

Wenn Sie dieser Erfahrung eines Ablaufs, die Fragewörter hörend und im Hinterkopf, einmal selbst folgen wollen, schauen Sie einleitend Journalisten bei der Arbeit über die Schulter. Am besten eignen sich als Auftakt Interviews mit jeweils einer einzelnen Person. 

Auf den Beruf des Journalisten, der für unser Denken eine so wichtige Funktion einnimmt, gehe ich demnächst einmal näher ein. 

Es folgt meine nächste Abbildung, zum Nachdenken. Bis bald!

Dipl.-Psych. A. Ferstl-Schacht, Berlin

Abb. 2 Wissensarten steuern unser Verhalten

3. Gedanken über Wissensgebiete